Bretagne-Tipp

mittendrin im Bretagne-Urlaub

Druiden, Misteln, goldene Sicheln

Der weiß gekleideten Druide, der hoch in einer Baumkrone mit einer goldenen Sichel Misteln schneidet, wird vom römischen Gelehrten Plinius in seiner Naturgeschichte beschrieben (Plinius der Ältere, 23/24-79 n. Chr.).

Damals waren die Misteln wohl seltener, oder Plinius meint, dass sie selten auf Eichen wachsen. Heute sieht man jedenfalls die Misteln in der Bretagne (und auch auf dem Weg dorthin) durchaus häufig. Besonders in den Jahreszeiten, wenn die Bäume nicht belaubt sind, sind die immergrünen Misteln deutlich zu erkennen.

Uralte Eiche im Wald von Paimpont in der Bretagne.
Uralte Eiche im Wald von Paimpont in der Bretagne

Hier nun die Textstelle bei Plinius: "Bei dieser Gelegenheit darf man auch nicht die Bewunderung der gallischen Provinzen [für die Mistel] übergehen. Denn nichts halten die Druiden – so nennen sie ihre Magier – für heiliger als die Mistel und den Baum, auf dem sie wächst, sofern es nur eine Eiche ist. Schon von sich aus wählen sie Eichenhaine und vollziehen keine heilige Handlung ohne Eichenlaub, so dass es den Anschein haben kann, dass sie in griechischer Deutung davon auch ihren Namen Druiden haben. Sie glauben in der Tat, dass alles, was auf ihnen wächst, vom Himmel gesandt und ein Zeichen des von Gott selbst erwählten Baumes sei. Sie [die Mistel] ist aber ziemlich selten aufzufinden und wenn sie gefunden wurde, wird sie mit großer Feierlichkeit geholt [...]. Sie nennen sie mit einem Wort ihrer Sprache "die alles Heilende". Nachdem man ein Opfer und das Mahl unter dem Baum nach rechtem Brauch vorbereitet hat, führen sie zwei Stiere von weißer Farbe herbei, deren Hörner dann zum ersten Mal umwunden werden dürfen. Ein mit einem weißen Gewand bekleideter Priester besteigt den Baum, schneidet sie [die Mistel] mit einer goldenen Sichel ab; sie wird in einem weißen Tuch aufgefangen. Endlich schlachten sie dann die Opfertiere und beten, der Gott möge die Gabe glückbringend machen für diejenigen, denen er sie gab. Sie glauben, dass durch ihren Trank jedem unfruchtbaren Lebewesen Fruchtbarkeit verliehen werde und dass es ein Heilmittel gegen alle Gifte sei. So groß ist häufig der Aberglaube der Völker in nichtigen Dingen" (Plinius.nat. 16, 249ff.).