Bretagne-Tipp

mittendrin im Bretagne-Urlaub

Bretonische Musik

Bretagne Kultur

Was wäre die Bretagne ohne ihre Musik? Die eigenwillige, lebendige, kraftvolle bretonische Musik mit ihren keltischen Wurzeln ist ein wesentliches Element der Identität der Bretagne. Auf jedem Fest in der Bretagne (vgl. Nacht der Würstchen), das Sie in Ihrem Bretagne-Urlaub besuchen werden, ist die bretonische Musik vertreten und begeistert gleichermaßen Jung und Alt. Und wenn dann noch der bretonische Tanz hinzukommt, wie es die so beliebten, überall in der Bretagne häufig stattfindenden Fest-noz bieten, so zeigt sich die gesellschaftlich integrierende Anziehungskraft der bretonischen Kultur am deutlichsten. Aber selbst in Ihrem Ferienhaus in der Bretagne können Sie bretonische Musik hören, wenn Sie einen der vielen lokalen Radiosender der Bretagne einschalten.

Bretonische Musik auf einem Fest-noz

Die bretonischen Volkslieder unterteilen sich in "Soniou" (Liebeslieder) und "Gwerziou" (tragische und dramatische Klagelieder, Balladen, Erzählungen von Geschichten und Legenden). In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde mit dem Barzaz-Breiz die bis dahin größtenteils mündlich überlieferte bretonische Musik in einer umfangreichen Sammlung schriftlich festgehalten (vgl. Bretagne Literatur). Auch heute greifen bekannte Interpreten wie Alan Stivell, Tri Yann und Denez Prigent (siehe unten) in ihrer Musik auf dieses grundlegende Werk zurück. Und die Beziehung der Bretonen zu ihrer traditionellen Musik ist ungebrochen. Die kleinste Darbietung eines Tanzliedes im traditionellen Gesang oder als Spiel auf traditionellen Musikinstrumenten kann genügen, um Hunderte von Tänzer auf die großen Tanzflächen zu locken.

Der bretonische Tanzgesang lebt vom "Kan ha diskan" (Wechselgesang), traditionelle Musikinstrumente sind beispielsweise die Bombarde (bretonisches Blasinstrument), die Biniou (bretonischer Dudelsack) oder die keltische Harfe. Aber auch jedes beliebige moderne Musikinstrument kann in die bretonische Musik einbezogen werden, wie auch die verschiedensten Musikstile mit ihr zu einem neuen, aber immer bretonischen Ganzen verschmelzen können.

Bretonische Dudelsackmusik

Das zweite Standbein der bretonischen Musik sind die großen Dudelsack-Orchester der Bretagne, die Bagadoù. Inspiriert durch ihre keltischen Brüder aus Schottland haben die Bretonen mit ihrer Mischung aus großen Dudelsäcken, Bombarden und Trommeln einen unter die Haut gehenden Sound geschaffen. Die Grundlage der in der Bretagne sehr beliebten Orchester sind die traditionellen Melodien der bretonischen Musik. Seit 1949 messen sie sich jedes Jahr auf ihrer eigenen nationalen Meisterschaft (Championnat national des bagadoù) - bei ca. 150 teilnehmenden Orchestern ein gigantisches Unternehmen. Hörbeispiel Cap Caval - Bagadoù Brest 2018 auf Youtube, weitere Infos zu den Veranstaltungen der aktuellen Wettbewerbe beim Organisator Bodadeg ar Sonerion.

Die bretonische Nationalhymne

Es mag überraschen, dass die Bretagne als französische Region eine eigene Nationalhymne hat, von populären bretonischen Musikern wie Alan Stivell, Tri Yann und Nolwenn Leroy (siehe unten) intoniert. Anders wird der Blickwinkel, wenn man die Bretagne als keltische Nation mit einer eigenen Identität begreift. Dann gehört die Hymne "Bro Gozh ma Zadoù" (Bretonisch: Das alte Land meiner Väter) wie die bretonische Fahne oder das keltische Triskell zu den grundlegenden Zeugnissen dieser Identität (vgl. auch "Die Bretagne zeigt Flagge"). Das Lied wurde 1903 von der Union Régionaliste Bretonne zur Nationalhymne ausgerufen. Hörbeispiel: Alan Stivell und Nolwenn Leroy singen 2012 Bro Gozh ma Zadoù im Olympia in Paris.

Bretonische Musik: Eine kleine Auswahl

Die in der Bretagne gespielte Musik zeigt eine große Bandbreite und ist äußerst abwechslungsreich. Im Folgenden eine kleine Auswahl an Interpreten:

Alan Stivell ist ein bretonischer Musiker und Sänger. Seine zahlreichen Auftritte überall auf der Welt machten die keltische Harfe zu einem populären Instrument. Durch seinen Gesang, unter anderem in Bretonisch, Walisisch, Irisch und Schottisch, stellte er als einer der Ersten die geschichtliche und kulturelle Verbundenheit des inselkeltischen Siedlungsraumes in den Mittelpunkt. Seit den 1980er Jahren konstruiert er eigene Harfen, sowohl im herkömmlichen Stil als auch elektroakustische. Alan Stivell sang als erster Folkmusiker das bretonische Volkslied Son Ar Chistr („Lied vom Cidre“) auf seinem 1970 erschienenen Album Reflets, welches von der niederländischen Formation Bots in Deutschland unter dem Titel "Sieben Tage lang" große Bekanntheit erlangte. Im Mai 2009 sang Stivell die bretonische Nationalhymne Bro gozh ma zadoù im Stade de France vor dem Anpfiff des rein bretonischen Endspiels um den französischen Fußballpokal. Auch zu seinem 40-jährigen Bühnenjubiläum intoniert er die bretonische Nationalhymne, die den Bretonen Tränen in die Augen treibt.

Ein Querschnitt seines Schaffens: Ar Pep Gwellan - Best Of von Alan Stivell einschließlich seiner eigenen berühmten Hymne "Tri martolod"

Alan Stivell mit "Tri martolod"

Tri Yann ist eine französische Folkmusik-Gruppe aus der Bretagne. Neben der Interpretation traditioneller bretonischer Lieder ist sie auch mit eigenen Stücken in Frankreich sehr bekannt geworden. Tri Yann sind neben Alan Stivell die bekanntesten Interpreten bretonischer Musik in Frankreich. Neben traditionellen Themen verarbeiten Tri Yann auch zeitgenössische und politische Inhalte in ihren Liedern, etwa in Le Soleil est Noir (1978), das sich mit den Auswirkungen der Ölpest nach dem Untergang der Amoco Cadiz auf die bretonische Küste auseinandersetzt. Die meisten ihrer Lieder singen Tri Yann in französischer Sprache, die auch die Muttersprache der Musiker ist. Mit dem Umstand, dass sie sich dennoch als Bretonen definieren, und was dies für sie bedeutet, setzt sich das Stück La découverte ou l’ignorance auseinander (Quelle: Wikipedia).

Das Album 2011 zum 40-jährigen Bestehen: Rummadou Generations

Tri Yann mit "La jument de Michao"

Didier Squiban ist ein französischer Pianist und Komponist aus der Bretagne. Von der Klassik und vom Jazz kommend, ist er heute ein wichtiger Musiker in der modernen bretonischen Musik-Szene, deren Instrumentarium er um das Klavier bereichert hat. Sein Werk ist eine Kombination von traditioneller bretonischer Musik, Jazz-Improvisation und klassischem Romantizismus. 1993 wurde er Begleitpianist für den bretonischen Sänger Yann-Fañch Kemener bei der erfolgreichen Tournee „L'Héritage des Celtes“ (Das Erbe der Kelten), auf der mehr als 70 Musiker traditionelle bretonische und moderne Musik miteinander kombinierten. So fand er einen intensiven und publikumswirksamen Zugang zur Musik seiner Heimat Bretagne.

Garantie für gute Stimmung: Didier Squiban trifft O'Suilleabhain, den irländischen Pianisten und Komponisten auf dem Festival Interceltique de Lorient 2004. Und wer den bretonischen Musiker und Komponisten eingehender betrachten möchte: Didier Squiban hat sich 2012 endlich (!) entschieden, eine große Auswahl an Videos ins Internet zu stellen, ein wahrer Schatz an Einblicken in sein Schaffen auf Youtube. Aber mein Lieblingsalbum bleibt "Porz Gwenn", hier (immer noch) mein Lieblingsstück Tal ar Mor. Bleibt nur noch der Link zur offiziellen Webseite des Künstlers.

Ar Re Yaouank spielt mit Erfolg traditionelle tanzbare Stücke und eigene Kompositionen auf Konzerten in der Bretagne bzw. zum Fest-Noz, in Paris und auf verschiedenen Festivals. Im Jahre 1998 löste die Gruppe sich auf, fand aber 2011 wieder zusammen. Ar Re Yaouanks Musik prägte das Fest-noz der 90er Jahre und erneuerte die traditionelle bretonische Tanzmusik. Durch ihre moderne Art des Spielens wurde das Fest-noz in den 90er Jahren wieder populär und begeisterte ein junges Publikum für bretonische Musik. Markant für ihre Musik ist ihr „Rock“ - gegeben durch das Bassspiel und die elektrische Verstärkung, ihre mitreißende Energie und die ausgefeilten eigenen Arrangements in traditioneller Rhythmik (vgl. auch Wikipedia).

"Breizh positive" ist ihr wohl bestes Album (Breizh = Bretagne auf Bretonisch). In dieser Aufnahme aus den jungen Jahren der Gruppe ist die Ausdruckskraft und Dynamik der bretonischen Musik sehr deutlich zu spüren, man erlebt die traditionellen bretonischen Musikinstrumente Bombarde (Holzblasinstrument) und Biniou (Dudelsack) und das gerne eingesetzte diatonische Akkordeon.

Der Titelsong "Breizh positive"

Denez Prigent ist ein Liedermacher und Interpret bretonischer Lieder. Seine bevorzugten Stilrichtungen sind der Kan ha diskan (Tanzlied) und die Gwerz (Klagelied). Seit seinen ersten Auftritten mit 16 Jahren hat er sich mit der a-cappella-Interpretation traditioneller Gesänge einen Namen gemacht; später mit der Modernisierung bretonischer Musik, bei der Originaltexte von einer Mischung aus akustischen Instrumenten und elektronischen Klängen begleitet werden. Bisher hat er fünf Studio-Alben sowie ein Live-Album veröffentlicht und gibt regelmäßig Konzerte in Frankreich und in anderen Ländern.

Denez Prigent singt das Klagelied "Gwerz Ar Vezhinerien"

Nolwenn Leroy ist eine in der Bretagne geborene französische Sängerin. 2010 erschien ihr Album Bretonne mit 13 Titeln, welches in Frankreich fast 800.000 mal verkauft wurde. Es folgte 2011 in Frankreich eine Édition Deluxe, 2012 wurde das Album schließlich auch in Deutschland mit 15 Titeln veröffentlicht. Produziert wurde das Album von Jon Kelly, dem Produzenten von Kate Bush, Paul McCartney, Duffy, Chris Rea unter Mitarbeit von Musikern aus Frankreich, Schottland, England und Irland. Sie singt auf diesem Album Lieder ihrer Heimat, der Bretagne. Neben traditionellen bretonischen Liedern in deren keltischer Sprache wie auch auf französisch, finden sich auch solche in (irisch-)gälisch und englisch. Nolwenn Leroy wurde auf dem Album von berühmten Künstlern aus der Bretagne unterstützt, wie Alan Stivell, Tri Yann, Christophe Miossec und Didier Squiban u.a. als Autoren und Komponisten einiger Titel.

Alan Stivell und Nolwenn Leroy singen Brian Boru im Olympia in Paris 2012